
Ausgehend von Raphael Lemkins Definition des „Genozids“ beleuchtet dieses umfangreiche Werk von Kâzım Gündoğan die gewaltvolle Geschichte der Armenier und Aleviten in der Region Dersim. Es dokumentiert, wie die Ereignisse von 1915 (Völkermord an den Armeniern) und 1937/38 (Dersim-Massaker) zu tiefgreifenden Formen von Zwangsassimilation, Identitätsverlust und kollektiver Traumatisierung geführt haben.
Das Buch basiert auf 72 Interviews mit Menschen armenischer Herkunft sowie 12 Gesprächen mit alevitischen Kurden und Zaza und gibt damit seltene Einblicke in eine verdrängte Gewaltgeschichte. Die ins Deutsche übersetzten Interviews bilden eine einzigartige empirische Grundlage, um die langfristigen sozialen und psychologischen Folgen dieser nicht aufgearbeiteten Genozide zu erforschen.
Die Publikation richtet sich nicht nur an Forschende in den Bereichen Genozid-, Trauma- und Menschenrechtsforschung, sondern auch an die breite Öffentlichkeit, insbesondere an Migrant*innen aus der Türkei, Kurdistan und Armenien im deutschsprachigen Raum.
🧩 Inhalt
- Vorwort: Mihran Dabağ
- Einführung: Kâzım Gündoğan
- Editorische Notiz und Danksagung
- Teil I: Alevitische und alevitisierte Armenier (Interviews)
- Teil II: Dersimer Aleviten (Interviews)
- Tessa Hofmann: Armenier in Dersim
- Ahmet Kerim Gültekin: „Die Kinder der Wahrheit“ – Die Aleviten von Dersim
- Dersims armenische Bevölkerung vor dem Genozid von 1915
- Glossar wichtiger Begriffe
✍️ Über den Herausgeber
Kâzım Gündoğan ist ein alevitischer Schriftsteller und Dokumentarfilmer. Gemeinsam mit seiner Frau, der Regisseurin Nezahat Gündoğan, drehte er mehrere preisgekrönte Dokumentarfilme über die Geschichte und das Trauma von Dersim, darunter Wenn der Munzur nicht fließt (2004), Zwei Bündel Haare (2010), O Zeit! (2013) und Die Kinder von Wank (2017).
Er ist zudem Autor der Bücher Die verschollenen Mädchen von Dersim (2012), Die Enkel des Mönchs – Die Armenier aus Dersim (2016) und Alevitische und alevitisierte Armenier (2022, türk. Ausgabe).
Seit seiner Flucht aus der Türkei im Jahr 2017 lebt er in Deutschland und arbeitet zu den Themen Genozidgeschichte, Trauma, Erinnerungskultur und Menschenrechte.
